Fahrkarten mit dem Handy zu kaufen ist keine neue Idee. Bereits vor 15 Jahren konnte man nach einer vorheriger Registrierung per Internet Fahrkarten per SMS kaufen. Damals war das noch wenig komfortabel. Man musste bestimmte Codes an eine Sondernummer senden. Die Kosten für die SMS-Nachricht kamen zum Fahrpreis hinzu.
Dann kamen die Smartphones. Was lag also näher, als mit einem Gerät per GPS automatisch die gefahrene Strecke zu bezahlen? Doch ganz so einfach ist das nicht. Das automatische Erkennen der zurückgelegten Strecke im ÖPNV benötigt nicht nur massiv Akku-Kapazität, sondern auch eine exakte Ortsbestimmung. Grund dafür: Nur eine ordentliche Erkennung der Fahrtstrecke kann die Fahrt vernünftig abrechnen.
Einfacher scheint es, vor Fahrtantritt per App (Handyticket oder z.B. HVV-App) ein virtuelles Ticket zu kaufen. Voraussetzungen dafür: App herunterladen, registrieren, Zahlungsmittel hinterlegen und dann kann es losgehen.
Wichtig ist dann, vor dem Fahrtantritt ein Ticket zu kaufen. Beim HVV in Hamburg wählt man Start und Ziel, erhält dann automatisch den besten Tarif und muss sich nicht mit Zonen oder Tarifen herumschlagen. Wer vorher weiß wie oft er an einem Tag fahren möchte, kann beim HVV auch ein Tagesticket für Hochbahn und Hamburger S-Bahn kaufen.
Genau hier entsteht das Problem, wenn man nicht weiß, wieviele Fahrten an einem Tag im HVV stattfinden werden, kann ein Tagesticket zu teurer sein. Andererseits kann es passieren, dass ungeplante Fahrten und mehrmalige Ticketkäufe für Einzelstrecken schnell teurer als ein Tagesticket werden.
Vorbild London mit Oyster, Contactless und Daily Capping
Schon vor Jahren hat sich beim Einsteigen in einen der roten Doppeldecker oder beim Durchschreiten einer der Zugangsschranken zur Tube die Oyster-Card durchgesetzt. Größter Vorteil: Vorher aufgeladenes Guthaben wird exakt passend zur gefahrenen Strecke abgebucht. Gibt es mehr als 3 bis 4 Fahrten pro Tag, wird dabei schnell der Preis einer Tageskarte erreicht. Und genau hier kommt die Revolution: Ist der Preis einer Tageskarte durch Einzelfahrten erreicht, greift das sog. Daily Capping. Alle weiteren Fahrten sind dann gratis im Bereich des Tageskarten-Tarifgebietes. Man muss sich also nicht bei der ersten Fahrt des Tages entscheiden, ob man eine Tageskarte oder Einzelkarte kauft.
Relativ neu ist die Möglichkeit der Bezahlung it dem Smartphone. Nicht nur die NFC-Oytercard, auch jede kontaktlose Kreditkarte kann zum Zahlen der Tickets bis zum Daily Capping genutzt werden. Und nun der Clou: Auch mit einem iPhone oder einer Apple Watch kann via Apple Pay direkt an den Zugangsschranken bezahlt werden. Wer braucht denn dann noch eine App mit vorheriger Registrierung und Hinterlegung eines Zahlungsmittels, wenn Mobile Payment ohne Anmeldung und mit Kostenersparnis einfacher als je zuvor funktioniert? London macht es vor.
Fotos: TrendJam
Mobile Payment, Nahverkehr, ÖPNV