Kult in Zeiten von iPhone und Co: Maikäfer in der Natur 2012

Es gibt sie noch. Doch 2012 war ein eher mäßiges Maikäferjahr. Schon 1974 sang Reinhard Mey in der Berliner Philarmonie seine melankolischen Verse zum Maienkäferfang. Auch Schlüters Haus

steht wohl längst nicht mehr. Und das Haus der alten Kraus an der Schranke ist wohl einem ICE Bahnprojekt zum Opfer gefallen.
Dennoch!

Der Schuhkarton ist auch 2012 nicht aus der Mode gekommen. Und die Schreie, wenn ihn der Postbote bringt, gehören ins 21. Jahrhundert. Doch nicht nur das. Löcher im Deckel des Kartons könnten ein Zeichen für die ökologische Wiederverwertung als Maikäferhaus sein. Darin wohnen vielleicht Schornsteinfeger, die mit dem besonders dunklen Köpfchen. Oder Müller– und Bäckermeister mit weissen Härchen auf dem Kopf. Auch sind die Käfer unterschiedlich groß und die größten heißen Kaiser.
Wikipedia verrät eine Formel, wann wieder ein echtes Maikäferjahr kommt. Doch so richtig berechnen lässt sich das wohl nicht. Nur Reinhard Meys Käferlied wird hin und wieder von einem nostalgischen Radiosender zur Frühlingszeit gespielt. Da kann man dann genau zuhören, und sich erinnern, wie man das Kriechen, Summen, Kratzen und Krabbeln lernte. Ja, und der Mathelehrer hatte auch etwas davon…

Schon lange bekommen die Schüler nicht mehr schulfrei, weil Maikäferschädlinge gesammelt werden müssen. Heute nervt allenthalben der Eichenprozessionsspinner. Und ob der mit seinen allergieauslösenden Haaren bei den Liedermachern ankommt, ist eher unwahrscheinlich.

Flugtage

Die kleinen Brüder der Maikäfer, die Junikäfer ereilte das gleiche Schicksal des Vergessens. Schlimmer noch, sie sind heute fast völlig unbekannt, doch genau so niedlich wie ihre fast doppelt so großen Brüder. Auch hier kann man Glück haben und welche in der Natur sehen. Flugtage sind jährlich am Neuen Palais in Potsdam. Immer, und recht zahlreich zum Abschlusskonzert der Musikfestspiele fliegen Junikäfer auf den Wiesen um das große Königsschloss. Wieder 2012, am 24. Juni.